Verbot der Indexmiete?

Die Indexmiete, bei der die Kaltmiete an die Entwicklung des Verbraucherpreisindexes gekoppelt ist, ist in Zeiten hoher Inflation ins Zentrum der politischen Debatte gerückt. Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) will noch im Dezember einen Gesetzentwurf vorlegen, der eine Deckelung der Preisanpassung fordert: „Eine Steigerung von Indexmieten darf nicht nach oben offen sein“. Der Deutsche Mieterbund geht sogar noch einen Schritt weiter: Bei Neu- und Wiedervermietungen sollen Indexmieten gänzlich verboten sein! Forderungen nach einem Verbot oder einer scharfen Begrenzung sollen Mieter entlasten. Doch wie bei jeder Markteingriffmaßnahme birgt auch eine Indexmieten-Regulierung das Risiko, die Verfügbarkeit von Mietwohnungen langfristig weiter zu verschlechtern.

Für Vermieter und Investoren stellt die Indexmiete einen wichtigen Mechanismus zur Planungssicherheit dar. Sie sichert die reale Kaufkraft der Mieteinnahmen, da diese automatisch der allgemeinen Preisentwicklung (Inflation) folgen.

Die Folge eines Verbots:

  • Rückgang von Investitionen: Fällt diese Inflationsabsicherung weg, sinkt die Attraktivität von Mietwohnungsbauprojekten. Investoren ziehen ihr Kapital in weniger regulierte und kalkulierbarere Märkte ab.
  • Baustopp: In einem Umfeld, in dem Baukosten und Finanzierungszinsen steigen, benötigen Investoren eine verlässliche Einnahmeprognose. Ein Verbot der Indexmiete erhöht das Investitionsrisiko, was zu einem Rückgang des notwendigen Neubaus führt.
  • Verschärfte Wohnungsknappheit: Langfristig wird durch weniger neue Wohnungen die Angebotslücke größer, was den Mietmarkt weiter anspannt und paradoxerweise zu einem allgemeinen Anstieg der Mieten (der nicht mehr nur an die Inflation gebunden ist) und einem geringeren Angebot führt.

Fiktive Parallele zum Lebensmittelmarkt: Was passiert bei Preisstopps?

Die Dynamik eines Indexmieten-Verbots lässt sich gut mit einem hypothetischen gesetzlichen Preisstopp für Lebensmittel vergleichen:

  • Die Idee: Der Gesetzgeber erlässt, dass die Preise für Grundnahrungsmittel nicht steigen dürfen, um Verbraucher zu schützen.
  • Die unmittelbare Folge: Kurzfristig freuen sich die Konsumenten über stabile Preise.
  • Die mittelfristige Folge: Landwirte und Lebensmittelproduzenten sehen sich mit steigenden Kosten (Energie, Löhne, Rohstoffe) konfrontiert. Da sie diese nicht durch höhere Verkaufspreise kompensieren dürfen, wird die Produktion unrentabel.
  • Die Langzeitfolge: Hersteller reduzieren das Angebot oder stellen die Produktion ganz ein. Die Supermarktregale werden leerer, und bestimmte Produkte sind nicht mehr verfügbar. Die anfängliche Entlastung schlägt in einen Versorgungsmangel um.

Übertragen auf den Wohnungsmarkt: Die Miete ist der Preis für das Produkt „Wohnen“. Wenn dieser Preis künstlich begrenzt wird und nicht mit den Kosten für Bau, Instandhaltung und Finanzierung Schritt halten kann, wird die Bereitstellung von Mietwohnungen für die Anbieter unwirtschaftlich. Die Folge ist keine Preisstabilität, sondern ein weiter verschärfter Mangel an Wohnraum.

Fazit: Mehr Angebot statt Verbote

Indexmieten sind ein Symptom der Inflation und nicht deren Ursache. Ein Verbot greift kurzfristig in die Einnahmen der Vermieter ein, löst aber nicht das eigentliche Problem: den Mangel an (bezahlbarem) Wohnraum. Sinnvoller wären politische Maßnahmen, die Anreize für mehr Neubau und die Reduzierung der Baukosten schaffen, um das Angebot zu erhöhen und so den Preisdruck nachhaltig zu senken.

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